Christiane Bördner & Marcus Gaab - Friends of Friends / Freunde von Freunden (FvF)

Christiane Bördner & Marcus Gaab

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Christiane Bördner und Marcus Gaab sind schon sehr lange zusammen, beruflich und privat. Kennengelernt haben sie sich an der renommierten Folkwang-Universität in Essen vor 18 Jahren: stilecht auf der Erstsemesterparty. Einige Semester darauf waren die Kommunikationsdesign-Studenten neben ihren Seminaren gemeinsam für Modelabels wie „Stone Island“ tätig: Christiane als Art Director und Marcus als Fotograf. Dafür erhielten sie auch außerhalb der Akademie Meriten, wie 1999 den ADC Gold Award.Seitdem hat sich an der eingespielten Erfolgskonstellation, die als „Agentur E“ firmiert, recht wenig geändert. Es sei denn geographisch. Zur Jahrtausendwende zogen Christiane und Marcus vom Rheinland respektive Köln, der Medienhochburg der neunziger Jahre, nach Berlin – in ein lichtdurchflutetes Loft nahe der Spree. Dort arbeiten insgesamt in etwa neun Personen an Projekten für Nike, Nowness oder Tenc sowie für das „I love you“-Magazine. 2009 lancierte Christiane das Heft als eine smarte Kombination der Disziplinen Weblog und Print, wofür Marcus genauso fotografiert wie für das „New York Times Magazine“ oder das Lookbook des Berliner Labels „Odeeh“.In Prenzlauer Berg leben beide mit ihren Kindern, die 11 und 4 Jahre alt sind, nicht weniger großzügig auf zwei Wohnungen, die zu einem 250 Quadratmeter-Domizil verbunden wurden. Mit ausreichend Platz für einen weiteren Raum zum Fotografieren (am Tag nach unserem Interview stand hier Katrin Thormann Modell) und einem extra Zimmer für die Garderobe der beiden. In diesem 4 Personen-Haushalt eröffnen sich dem Besucher schon mal kleinere Orientierungsschwierigkeiten, die nach einer Führung kurz vor dem Gespräch am großen Küchentisch rasch behoben waren.

In diesen Tagen erscheint die neueste Ausgabe von „I love you“. Was waren eigentlich deine Gedanken bei der Konzeption der ersten Ausgabe, Christiane?
Christiane Bördner: Ich wollte in erster Linie einfach ein Magazin machen. Ein Freund, der viel Erfahrung mit Magazinen hat, war mein Mentor. Mir gefiel damals die Sprache von Blogs gut, weil die Blogger emotionaler an das Thema „Mode“ herangehen: als Konsumenten, die selbst gerne shoppen und subjektiv darüber berichten. So viele andere Publikationen sind inzwischen nur noch veröffentlichte Pressunterlagen ohne Wertung, und damit eher im Business-to-business-Bereich angesiedelt. Nach zwei Flaschen Wein kamen wir recht schnell auf das Format, das eines gedruckten Blogs. Es gab vier Eigenschaften, die mir wichtig waren: Das Magazin sollte stylisch, sexy, witzig und intelligent sein.

Meinst du, dass gerade diese Ironie nicht der Grund dafür ist, warum dein Magazin bei den Lesern so gut ankommt?
Christiane Bördner: Ich glaube, „I love you“ kommt gut an, weil es sich traut, bestimmte Dinge auszusprechen.

Wird es im Heft irgendwann mehr zu lesen geben?
Christiane Bördner: Ich bin bei der Konzeption des Heftes nur von dem ausgegangen, was mir gut gefällt. Und ich bin ein Riesenfan von „Self Service”, was für mich – was das Styling angeht – einfach das innovativste Heft ist. In Modemagazinen wird meist weniger gelesen, als man denkt. Für mich war es wichtig, dass auch mein Magazin eine gewisse Leichtigkeit hat. Und obwohl es innovativ und hochwertig sein sollte, sollte es leicht zugänglich sein. Nicht zu kompliziert und nicht zu intellektuell. Ein Spaß für 5 Minuten.

… ein Spaß, der nicht so günstig ist – bei Magazinpreisen von 5 bis 35 Euro…
Christiane Bördner: Unser Heft kostet 7 Euro. Das ist im Vergleich zu einem großen Latte Macchiato für 3,50 Euro doch eher ein Witz, wenn man bedenkt, wie viel Inspiration und Arbeit darin steckt. Vielleicht dauert der Spaß ja auch ein bißchen länger… Aber lustigerweise kriege ich oft zu hören, dass gerade die Inhalte von „I love you” so interessant machen.

Damit ist wahrscheinlich die thematische Klammer gemeint, oder?
Christiane Bördner: Ja, ich kann mir vorstellen, dass wir Themen behandeln, die anderswo zu kurz kommen. Oder auch einfach nur eine Haltung besitzen.

Welche Magazine gefallen dir selbst, außer „Self Service”?
Christiane Bördner: Ich lese sehr viel! Müsste ich mich auf ein paar Magazine reduzieren, würde ich „Purple”, „Self Service“, „Fantastic Man“, „Gentle Woman“ und „032c“ nennen.

Und welche Blogs liest du, um dir Inspirationen zu holen?
Christiane Bördner: In meinen Posteingang hat es nur „Sea of Shoes” geschafft. Früher hatte ich auch „Fashion gone rogue“ abonniert. Das wurde mir aber schnell zu viel aufgrund der Menge der Beiträge. Ich lese auch die Fashion-News auf „Les Mads“. Allerdings konsumiere ich Blogs nicht regelmäßig. Natürlich checke ich „Sartorialist“ oder „Style Rookie“, aber ich gehe dabei eher analytisch vor, um zu schauen, was die anderen so machen. Wir haben damals auch sofort angefangen, für unsere erste Ausgabe mit Bloggern in Kontakt zu treten. Als ich 2009 mit dem Heft anfing, habe ich Jane Alridge von „Sea of Shoes“ das erste Mal angeschrieben. Sie war damals ganz begeistert von unserem Magazin. Bei unserer zweiten Ausgabe hatte sie jedoch schon einen Personal Assistant und 15 andere Projekt in der Pipeline. (lacht)

Das Magazin hat verhältnismäßig wenig Anzeigen. Steckt dahinter eine Absicht?
Christiane Bördner: Mir ist es natürlich wichtig, dass ich unser Projekt finanziert bekomme. Momentan finanzieren wir das Magazin größtenteils über unsere Firma, wenn sich auch über das Magazin mehr Projekte für die Firma ergeben. So war das ursprünglich auch gedacht. Es wäre allerdings schön, wenn das Magazin so viel Geld einbringen würde, dass es sich selbst trägt und wir eine Redaktion finanzieren können. Momentan profitiere ich noch von vielen Leuten, die mir aus Enthusiasmus helfen.

Marcus Gaab: Das Spannende ist, dass wir gemerkt haben, dass wir über den alleinigen Verkauf nichts zurückbekommen an investiertem Geld. Da wir „I love you“ international in 15 Ländern verkaufen, sind die Lieferkosten sehr hoch…

Ihr könnt mit „I love you“ ein recht elitäres Vetriebssystem vorweisen. Dazu gehören „Colette“ in Paris oder „Opening Ceremony“ in New York. Wie ergab sich das?
Marcus Gaab: Dahinter steckt auch viel Networking. Sarah Colette kennen wir beispielsweise, seitdem wir mal bei ihr ausgestellt haben.

Christiane Bördner: Ich dachte selbst, das dauert etwas länger. Wir haben am Anfang einige Läden angeschrieben, bei denen wir gerne verkauft werden wollten. Das hat sich recht schnell herumgesprochen, sodass ich gleich Anfragen aus Schweden oder Singapur bekommen habe. Das mag aber auch daran liegen, dass es inzwischen mehr Läden gibt, die sich auf Magazine spezialisiert haben; und viele Boutiquen, die Magazine anbieten. Das gab es vorher einfach nicht. Da musste man noch zum Bahnhof fahren.

Marcus Gaab: Wir haben aber auch von den Bloggern profitiert, weil wir ja viele Blog-Zitate veröffentlicht haben. Und deshalb haben wiederum diese Blogs über uns geschrieben. Für uns war es besonders wertvoll, dass wir auf „The Moment”, dem Blog der New York Times, erwähnt wurden, weil ich schon früher für das „New York Times Magazine“ gearbeitet habe.

Das „I love you“-Magazine ist nur ein Produkt eures Berliner Design-Büros. Wann habt ihr dieses eigentlich begründet und was waren eure ersten Projekte?
Christiane Bördner: 1996, noch während unseres Studiums.

Marcus Gaab: Wir hatten damals schon zwei bis drei Modekunden; eigentlich haben wir immer nur in diesem Bereich gearbeitet. Wir arbeiten jetzt auch wieder mit unserem alten Team zusammen. Mit dem machen wir jetzt im Internet, was wir damals für CD-Roms produziert haben.

Christiane Bördner: Wir wollten auch nie in den Mainstream-Bereich, sondern die Projekte machen, auf die wir Lust haben. Natürlich wollten wir damit auch Geld verdienen. Aber wir hatten halt keinen Anzug bei den Award-Shows an, wie all die anderen mit ihren 70 Mitarbeitern, die inzwischen Millionäre waren.

Marcus Gaab: Wir waren vielmehr schon immer „Art School Kids“.

Christiane Bördner: Auf einmal war es aber auch vorbei bei den anderen. Nach der Internetblase. Für uns war das Internet alleine nie sexy genug. Wir wollten lieber Design und Fotos machen und das auch gedruckt sehen.

Marcus Gaab: Als das Budget für die CD-Roms weg war, haben wir dann eben mehr Print gemacht. Das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen und hat uns von der Geschwindigkeit her auch nicht gereizt.

Ihr arbeitet beide schon sehr lange selbstständig. Wart ihr überhaupt irgendwann fest angestellt? Und wenn ja, wo?
Marcus Gaab: Ich nicht.

Christiane Bördner: Ich habe nur ein Praktikum während des Studiums gemacht, in einem kleinen Grafikbüro. Das war’s aber auch. Im Nachhinein denke ich mir, ich hätte das vielleicht öfter machen sollen, um zu sehen, wie andere Firmen strukturiert sind und wie deren Arbeitsabläufe sind.

Wie verläuft bei euch denn ein normaler Arbeitsalltag?
Marcus Gaab: Die Kinder geben die Strukturen vor.

Christiane Bördner: Wir sind ab 9 Uhr morgens im Büro und bleiben dort bis ca. 18 oder 19 Uhr. Es passiert selten, dass wir getrennt gehen oder kommen.

Marcus Gaab: Die Wochenenden haben wir immer frei.

Christiane Bördner: Die einzige Ausnahme ist, dass wir am Wochenende dringende Shootings haben, weil die Kollektionen wieder zurück müssen.

Ihr leitet die Agentur gemeinsam, seid aber beide auch kreativ tätig. Wie sieht bei euch das Verhältnis aus Organisation und Kreation aus?
Marcus Gaab: Das schwankt zwischen halb und halb und zwei Drittel Kreation mit einem Drittel Organisation.

Christiane Bördner: Das kommt darauf an: Beim Magazin ist es etwas schwieriger. Es ist ja mein Baby bzw. bin ich das Sprachrohr. Da muss bzw. will ich vieles selbst machen. Und es macht mir auch Spaß, Leute von meiner Geschichte zu überzeugen.

Wie verbringt ihr eure Freizeit mit den Kindern?
Christiane Bördner: Wir verbinden Ausflüge meist mit einem Essen. Wir gehen zum Beispiel gerne am Wochenende frühstücken. Im Sommer sind wir mit unserem kleinen Motorboot draußen am Stralauer Ufer und gehen schwimmen.

Marcus Gaab: Wir sind dann gerne im „Sowohl als auch” in der Kollwitzstrasse. Oder im „Ilse Hühnchen”, einem kleinen Café bei uns um die Ecke, in dem es gute süddeutsche Küche gibt, zum Beispiel gibt es zum Frühstück super Rührei und Kaffee.

Bei euch ist das Modeinteresse offensichtlich. Welches Kleidungsstück tragt ihr am liebsten?
Christiane Bördner: Meine Schuhe natürlich! Weil sie ein Outfit komplett machen. Am liebsten mag ich ein Paar goldene Wedges von Yves Saint Laurent. Sie sehen schon ziemlich abgerockt aus, aber ich liebe diese Schuhe einfach.

Marcus Gaab: Ich trage am liebsten Anzüge von Thom Brown.

Bleibt Berlin euer letzter Wohn- und Schaffensort?
Marcus Gaab: Wir diskutieren schon lange, ob wir nach New York gehen.

Christiane Bördner: … Ich habe nur großen Respekt davor. Nicht wegen der Größe der Wohnung oder der Stadt, aber eher wegen der Kosten, zum Beispiel für die Schule. Alle Menschen, die wir dort kennen, sind unheimlich unter Druck. Ich hab letztens mit dem Art Director der „New York Times“ gesprochen, der sich nicht vorstellen konnte, dass man in New York etwas Ähnliches wie unser Magazin bewältigen könne.

Marcus Gaab: Deswegen gibt es dort auch nur so wenig Indepent Magazine..

Christiane Bördner: Die Frage ist einfach, ob wir das aufgeben wollen. Dabei ist es für uns beide schwierig, wenn sich Routine einstellt. Wir wohnen jetzt seit elf Jahren hier und haben schon manchmal Angst, dass wir langweilig werden.

Die Rastlosigkeit von Christiane und Marcus findet, wenn auch nur temporär, Erfüllung in ihren Fernreisen. Der Asien-Trip der Familie Gaab, den Marcus mit seiner Kamera-Ausrüstung höchst ansprechend dokumentierte und mit Essays und Neuigkeiten zur Destinantion komplettierte, wird in Kürze als weiteres Magazin der Agentur E erscheinen. Wir sind gespannt!

Interview: Julia Stelzner
Photography: Philipp Langenheim
Video: Maren Sextro und Christian FusseneggerChristiane Bördner und Marcus Gaab sind schon sehr lange zusammen, beruflich und privat. Kennengelernt haben sie sich an der renommierten Folkwang-Universität in Essen vor 18 Jahren: stilecht auf der Erstsemesterparty. Einige Semester darauf waren die Kommunikationsdesign-Studenten neben ihren Seminaren gemeinsam für Modelabels wie „Stone Island“ tätig: Christiane als Art Director und Marcus als Fotograf. Dafür erhielten sie auch außerhalb der Akademie Meriten, wie 1999 den ADC Gold Award.

Seitdem hat sich an der eingespielten Erfolgskonstellation, die als „Agentur E“ firmiert, recht wenig geändert. Es sei denn geographisch. Zur Jahrtausendwende zogen Christiane und Marcus vom Rheinland respektive Köln, der Medienhochburg der neunziger Jahre, nach Berlin – in ein lichtdurchflutetes Loft nahe der Spree. Dort arbeiten insgesamt in etwa neun Personen an Projekten für Nike, Nowness oder Tenc sowie für das „I love you“-Magazine. 2009 lancierte Christiane das Heft als eine smarte Kombination der Disziplinen Weblog und Print, wofür Marcus genauso fotografiert wie für das „New York Times Magazine“ oder das Lookbook des Berliner Labels „Odeeh“.

In Prenzlauer Berg leben beide mit ihren Kindern, die 11 und 4 Jahre alt sind, nicht weniger großzügig auf zwei Wohnungen, die zu einem 250 Quadratmeter-Domizil verbunden wurden. Mit ausreichend Platz für einen weiteren Raum zum Fotografieren (am Tag nach unserem Interview stand hier Katrin Thormann Modell) und einem extra Zimmer für die Garderobe der beiden. In diesem 4 Personen-Haushalt eröffnen sich dem Besucher schon mal kleinere Orientierungsschwierigkeiten, die nach einer Führung kurz vor dem Gespräch am großen Küchentisch rasch behoben waren.

In diesen Tagen erscheint die neueste Ausgabe von „I love you“. Was waren eigentlich deine Gedanken bei der Konzeption der ersten Ausgabe, Christiane?
Christiane Bördner: Ich wollte in erster Linie einfach ein Magazin machen. Ein Freund, der viel Erfahrung mit Magazinen hat, war mein Mentor. Mir gefiel damals die Sprache von Blogs gut, weil die Blogger emotionaler an das Thema „Mode“ herangehen: als Konsumenten, die selbst gerne shoppen und subjektiv darüber berichten. So viele andere Publikationen sind inzwischen nur noch veröffentlichte Pressunterlagen ohne Wertung, und damit eher im Business-to-business-Bereich angesiedelt. Nach zwei Flaschen Wein kamen wir recht schnell auf das Format, das eines gedruckten Blogs. Es gab vier Eigenschaften, die mir wichtig waren: Das Magazin sollte stylisch, sexy, witzig und intelligent sein.

Meinst du, dass gerade diese Ironie nicht der Grund dafür ist, warum dein Magazin bei den Lesern so gut ankommt?
Christiane Bördner: Ich glaube, „I love you“ kommt gut an, weil es sich traut, bestimmte Dinge auszusprechen.

Wird es im Heft irgendwann mehr zu lesen geben?
Christiane Bördner: Ich bin bei der Konzeption des Heftes nur von dem ausgegangen, was mir gut gefällt. Und ich bin ein Riesenfan von „Self Service”, was für mich – was das Styling angeht – einfach das innovativste Heft ist. In Modemagazinen wird meist weniger gelesen, als man denkt. Für mich war es wichtig, dass auch mein Magazin eine gewisse Leichtigkeit hat. Und obwohl es innovativ und hochwertig sein sollte, sollte es leicht zugänglich sein. Nicht zu kompliziert und nicht zu intellektuell. Ein Spaß für 5 Minuten.

… ein Spaß, der nicht so günstig ist – bei Magazinpreisen von 5 bis 35 Euro…
Christiane Bördner: Unser Heft kostet 7 Euro. Das ist im Vergleich zu einem großen Latte Macchiato für 3,50 Euro doch eher ein Witz, wenn man bedenkt, wie viel Inspiration und Arbeit darin steckt. Vielleicht dauert der Spaß ja auch ein bißchen länger… Aber lustigerweise kriege ich oft zu hören, dass gerade die Inhalte von „I love you” so interessant machen.

Damit ist wahrscheinlich die thematische Klammer gemeint, oder?
Christiane Bördner: Ja, ich kann mir vorstellen, dass wir Themen behandeln, die anderswo zu kurz kommen. Oder auch einfach nur eine Haltung besitzen.

Welche Magazine gefallen dir selbst, außer „Self Service”?
Christiane Bördner: Ich lese sehr viel! Müsste ich mich auf ein paar Magazine reduzieren, würde ich „Purple”, „Self Service“, „Fantastic Man“, „Gentle Woman“ und „032c“ nennen.

Und welche Blogs liest du, um dir Inspirationen zu holen?
Christiane Bördner: In meinen Posteingang hat es nur „Sea of Shoes” geschafft. Früher hatte ich auch „Fashion gone rogue“ abonniert. Das wurde mir aber schnell zu viel aufgrund der Menge der Beiträge. Ich lese auch die Fashion-News auf „Les Mads“. Allerdings konsumiere ich Blogs nicht regelmäßig. Natürlich checke ich „Sartorialist“ oder „Style Rookie“, aber ich gehe dabei eher analytisch vor, um zu schauen, was die anderen so machen. Wir haben damals auch sofort angefangen, für unsere erste Ausgabe mit Bloggern in Kontakt zu treten. Als ich 2009 mit dem Heft anfing, habe ich Jane Alridge von „Sea of Shoes“ das erste Mal angeschrieben. Sie war damals ganz begeistert von unserem Magazin. Bei unserer zweiten Ausgabe hatte sie jedoch schon einen Personal Assistant und 15 andere Projekt in der Pipeline. (lacht)

Das Magazin hat verhältnismäßig wenig Anzeigen. Steckt dahinter eine Absicht?
Christiane Bördner: Mir ist es natürlich wichtig, dass ich unser Projekt finanziert bekomme. Momentan finanzieren wir das Magazin größtenteils über unsere Firma, wenn sich auch über das Magazin mehr Projekte für die Firma ergeben. So war das ursprünglich auch gedacht. Es wäre allerdings schön, wenn das Magazin so viel Geld einbringen würde, dass es sich selbst trägt und wir eine Redaktion finanzieren können. Momentan profitiere ich noch von vielen Leuten, die mir aus Enthusiasmus helfen.

Marcus Gaab: Das Spannende ist, dass wir gemerkt haben, dass wir über den alleinigen Verkauf nichts zurückbekommen an investiertem Geld. Da wir „I love you“ international in 15 Ländern verkaufen, sind die Lieferkosten sehr hoch…

Ihr könnt mit „I love you“ ein recht elitäres Vetriebssystem vorweisen. Dazu gehören „Colette“ in Paris oder „Opening Ceremony“ in New York. Wie ergab sich das?
Marcus Gaab: Dahinter steckt auch viel Networking. Sarah Colette kennen wir beispielsweise, seitdem wir mal bei ihr ausgestellt haben.

Christiane Bördner: Ich dachte selbst, das dauert etwas länger. Wir haben am Anfang einige Läden angeschrieben, bei denen wir gerne verkauft werden wollten. Das hat sich recht schnell herumgesprochen, sodass ich gleich Anfragen aus Schweden oder Singapur bekommen habe. Das mag aber auch daran liegen, dass es inzwischen mehr Läden gibt, die sich auf Magazine spezialisiert haben; und viele Boutiquen, die Magazine anbieten. Das gab es vorher einfach nicht. Da musste man noch zum Bahnhof fahren.

Marcus Gaab: Wir haben aber auch von den Bloggern profitiert, weil wir ja viele Blog-Zitate veröffentlicht haben. Und deshalb haben wiederum diese Blogs über uns geschrieben. Für uns war es besonders wertvoll, dass wir auf „The Moment”, dem Blog der New York Times, erwähnt wurden, weil ich schon früher für das „New York Times Magazine“ gearbeitet habe.

Das „I love you“-Magazine ist nur ein Produkt eures Berliner Design-Büros. Wann habt ihr dieses eigentlich begründet und was waren eure ersten Projekte?
Christiane Bördner: 1996, noch während unseres Studiums.

Marcus Gaab: Wir hatten damals schon zwei bis drei Modekunden; eigentlich haben wir immer nur in diesem Bereich gearbeitet. Wir arbeiten jetzt auch wieder mit unserem alten Team zusammen. Mit dem machen wir jetzt im Internet, was wir damals für CD-Roms produziert haben.

Christiane Bördner: Wir wollten auch nie in den Mainstream-Bereich, sondern die Projekte machen, auf die wir Lust haben. Natürlich wollten wir damit auch Geld verdienen. Aber wir hatten halt keinen Anzug bei den Award-Shows an, wie all die anderen mit ihren 70 Mitarbeitern, die inzwischen Millionäre waren.

Marcus Gaab: Wir waren vielmehr schon immer „Art School Kids“.

Christiane Bördner: Auf einmal war es aber auch vorbei bei den anderen. Nach der Internetblase. Für uns war das Internet alleine nie sexy genug. Wir wollten lieber Design und Fotos machen und das auch gedruckt sehen.

Marcus Gaab: Als das Budget für die CD-Roms weg war, haben wir dann eben mehr Print gemacht. Das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen und hat uns von der Geschwindigkeit her auch nicht gereizt.

Ihr arbeitet beide schon sehr lange selbstständig. Wart ihr überhaupt irgendwann fest angestellt? Und wenn ja, wo?
Marcus Gaab: Ich nicht.

Christiane Bördner: Ich habe nur ein Praktikum während des Studiums gemacht, in einem kleinen Grafikbüro. Das war’s aber auch. Im Nachhinein denke ich mir, ich hätte das vielleicht öfter machen sollen, um zu sehen, wie andere Firmen strukturiert sind und wie deren Arbeitsabläufe sind.

Wie verläuft bei euch denn ein normaler Arbeitsalltag?
Marcus Gaab: Die Kinder geben die Strukturen vor.

Christiane Bördner: Wir sind ab 9 Uhr morgens im Büro und bleiben dort bis ca. 18 oder 19 Uhr. Es passiert selten, dass wir getrennt gehen oder kommen.

Marcus Gaab: Die Wochenenden haben wir immer frei.

Christiane Bördner: Die einzige Ausnahme ist, dass wir am Wochenende dringende Shootings haben, weil die Kollektionen wieder zurück müssen.

Ihr leitet die Agentur gemeinsam, seid aber beide auch kreativ tätig. Wie sieht bei euch das Verhältnis aus Organisation und Kreation aus?
Marcus Gaab: Das schwankt zwischen halb und halb und zwei Drittel Kreation mit einem Drittel Organisation.

Christiane Bördner: Das kommt darauf an: Beim Magazin ist es etwas schwieriger. Es ist ja mein Baby bzw. bin ich das Sprachrohr. Da muss bzw. will ich vieles selbst machen. Und es macht mir auch Spaß, Leute von meiner Geschichte zu überzeugen.

Wie verbringt ihr eure Freizeit mit den Kindern?
Christiane Bördner: Wir verbinden Ausflüge meist mit einem Essen. Wir gehen zum Beispiel gerne am Wochenende frühstücken. Im Sommer sind wir mit unserem kleinen Motorboot draußen am Stralauer Ufer und gehen schwimmen.

Marcus Gaab: Wir sind dann gerne im „Sowohl als auch” in der Kollwitzstrasse. Oder im „Ilse Hühnchen”, einem kleinen Café bei uns um die Ecke, in dem es gute süddeutsche Küche gibt, zum Beispiel gibt es zum Frühstück super Rührei und Kaffee.

Bei euch ist das Modeinteresse offensichtlich. Welches Kleidungsstück tragt ihr am liebsten?
Christiane Bördner: Meine Schuhe natürlich! Weil sie ein Outfit komplett machen. Am liebsten mag ich ein Paar goldene Wedges von Yves Saint Laurent. Sie sehen schon ziemlich abgerockt aus, aber ich liebe diese Schuhe einfach.

Marcus Gaab: Ich trage am liebsten Anzüge von Thom Brown.

Bleibt Berlin euer letzter Wohn- und Schaffensort?
Marcus Gaab: Wir diskutieren schon lange, ob wir nach New York gehen.

Christiane Bördner: … Ich habe nur großen Respekt davor. Nicht wegen der Größe der Wohnung oder der Stadt, aber eher wegen der Kosten, zum Beispiel für die Schule. Alle Menschen, die wir dort kennen, sind unheimlich unter Druck. Ich hab letztens mit dem Art Director der „New York Times“ gesprochen, der sich nicht vorstellen konnte, dass man in New York etwas Ähnliches wie unser Magazin bewältigen könne.

Marcus Gaab: Deswegen gibt es dort auch nur so wenig Indepent Magazine..

Christiane Bördner: Die Frage ist einfach, ob wir das aufgeben wollen. Dabei ist es für uns beide schwierig, wenn sich Routine einstellt. Wir wohnen jetzt seit elf Jahren hier und haben schon manchmal Angst, dass wir langweilig werden.

Die Rastlosigkeit von Christiane und Marcus findet, wenn auch nur temporär, Erfüllung in ihren Fernreisen. Der Asien-Trip der Familie Gaab, den Marcus mit seiner Kamera-Ausrüstung höchst ansprechend dokumentierte und mit Essays und Neuigkeiten zur Destinantion komplettierte, wird in Kürze als weiteres Magazin der Agentur E erscheinen. Wir sind gespannt!

Interview: Julia Stelzner
Photography: Philipp Langenheim
Video: Maren Sextro und Christian Fussenegger

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